Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(01): 19-33
DOI: 10.1055/a-1248-0649
Leitlinie

Augenärztliche Screening-Untersuchung bei Frühgeborenen (S2k-Level, AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 024/010, März 2020)

Gemeinsame Empfehlung von Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Retinologische Gesellschaft (RG), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V., Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI)
Rolf F. Maier*
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Marburg, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg, Philipps-Universität Marburg
,
Helmut Hummler
2   Division of Neonatology, Sidra Medicine, Doha, Qatar
,
Ulrich Kellner
3   Augenzentrum Siegburg, MVZ Augenärztliches Diagnostik- und Therapiecentrum Siegburg GmbH
,
Tim U. Krohne
4   Universitäts-Augenklinik Bonn
,
Burkhard Lawrenz
5   Privatpraxis für Kinder- und Jugendmedizin Dr. med. Burkhard Lawrenz, Arnsberg
,
Birgit Lorenz
6   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
Barbara Mitschdörfer
7   Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V.
,
Claudia Roll
8   Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke
,
Andreas Stahl
9   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald
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Leitlinienreport

Redaktionskomitee

Federführende Fachgesellschaft

  • Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin e.V. (GNPI)


Beteiligung weiterer AWMF-Gesellschaften

  • Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG)

  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)


Beteiligung weiterer Fachgesellschaften/Organisationen

  • Retinologische Gesellschaft

  • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands

  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ)

  • Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V.


Mandatierung

  • Prof. Dr. Rolf F. Maier für die GNPI (federführend)

  • Prof. Dr. Helmut Hummler für die GNPI

  • Prof. Dr. Ulrich Kellner für die RG

  • Prof. Dr. Tim U. Krohne für den BVA

  • Dr. Burkhard Lawrenz für den BVKJ

  • Prof. Dr. Birgit Lorenz

  • Barbara Mitschdörfer für den Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V.

  • Prof. Dr. Claudia Roll für die GNPI und DGKJ

  • Prof. Dr. Andreas Stahl für die DOG



Geltungsbereich und Zweck

  • Begründung für die Auswahl des Leitlinienthemas: Sicherstellung einer rechtzeitigen Diagnose jeder interventionsbedürftigen Frühgeborenenretinopathie (ROP)

  • Zielorientierung der Leitlinie: Rationale Handlungsempfehlungen zur Durchführung des ROP-Screenings bei Frühgeborenen, Vermeiden von Über- und Unterdiagnostik

  • Patientenzielgruppe: Frühgeborene

  • Versorgungsbereich: Früherkennung, spezialisierte und primärärztliche, stationäre und ambulante pädiatrische und ophthalmologische Einrichtungen

  • Anwenderzielgruppe/Adressaten: Kinderärztinnen/-ärzte, Augenärztinnen/-ärzte


Zusammensetzung der Leitliniengruppe: Beteiligung von Interessensgruppen

  • Repräsentativität der Leitliniengruppe: Beteiligte Berufsgruppen

    • Kinderärztinnen/-ärzte aus dem stationären und dem ambulanten Bereich

    • Augenärztinnen/-ärzte aus dem stationären und dem ambulanten Bereich

  • Repräsentativität der Leitliniengruppe: Beteiligung von Patienten

    • Beteiligung des Bundesverbands „Das frühgeborene Kind“ e.V. als Patientenvertretung


Methodologische Exaktheit

Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege (Evidenzbasierung)

  • Formulierung von Schlüsselfragen

    • Bei welchen Kindern ist das ROP-Screening indiziert?

    • Wann soll die erste Untersuchung erfolgen?

    • In welchem zeitlichen Abstand sollen Folgeuntersuchungen erfolgen?

    • Wann kann das ROP-Screening beendet werden?

    • Wie soll die Untersuchung ablaufen?

    • Wie sollen die Befunde klassifiziert und dokumentiert werden?

    • Bei welchen Befunden soll therapeutisch interveniert werden?

  • Verwendung existierender Leitlinien zum Thema

    • Erste Auflage dieser Leitlinie von 1999 (siehe unten)

    • Zweite Auflage dieser Leitlinie von 2007 (siehe unten)

    • Britische Leitlinie von 2008

    • Niederländische Leitlinie von 2013

    • Schwedische Leitlinie von 2012

    • US-Amerikanische Leitlinie von 2018

    • Kanadische Leitlinie von 2006

  • Systematische Literaturrecherche

    • PubMed (Schwerpunkt 2000–2019, besonders relevante Literatur auch älter), ausgehend von dem MeSH-Begriff „retinopathy of prematurity“ allein und in Kombination mit weiteren Begriffen wie „VLBW infants“, „screening“, „ophthalmological examination“, „fundoscopy“, „guideline“, „recommendation“

    • weitere Ergebnisse aus Handsuche in ausgewählten Zeitschriften und Literaturverzeichnissen aufgefundener Literatur


Formulierung der Empfehlungen und strukturierte Konsensfindung

  • Formale Konsensfindung: Verfahren und Durchführung

    • E-Mail-basierter Gruppenprozess mit mandatierten Teilnehmerinnen/Teilnehmern

    • Literaturrecherchen zu aufgeworfenen Themenkomplexen, gefolgt von einer anonymisierten (06.03.–15.04.2019) und 2 offenen E-Mail-basierten Delphi-Runden (GNPI-Delphikonferenz)

    • die finale Fassung wurde mit allen Empfehlungen einstimmig angenommen (starker Konsens (>95% der Stimmberechtigten) laut AWMF-Regelwerk

  • Berücksichtigung von Nutzen, Nebenwirkungen, relevanten Outcomes

    • Der Nutzen für die Kinder wie auch für die Gesellschaft besteht in der Verhinderung von Erblindung.

  • Formulierung der Empfehlungen

    • Entsprechend dem aktuellen Literaturstand wurde die vorhergehende Fassung der Leitlinie zunächst vom federführenden Autor und dann von den beteiligten Koautorinnen/-autoren überarbeitet.

    • Die endgültige Formulierung ist das Ergebnis von mehreren Überarbeitungsschritten u. a. auch in mehreren Telefonkonferenzen der Autorinnen/Autoren.

    • Im Text der Leitlinie wurde die Empfehlungsstärke mit den Verben ‚sollen‘ (starke Empfehlung), ‚sollten‘ (Empfehlung) und ‚können‘ (offene Empfehlung) zum Ausdruck gebracht.



Externe Begutachtung und Verabschiedung

Pilottestung

Die beiden vorherigen Fassungen dieser Leitlinie können als Pilottestung gewertet werden.


Externe Begutachtung

Die Erfahrungen mit den vorherigen Fassungen der Leitlinie waren ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Formulierung der aktuellen Fassung. Hinzu kommt der o. g. Delphi-Prozess.


Verabschiedung durch die Vorstände der herausgebenden Fachgesellschaften/Organisationen

Einstimmig verabschiedet vom Vorstand der GNPI am 09.03.2020, danach konsentiert von den weiteren tragenden Gesellschaften und dem Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. (bis 10.05.2020).



Verbreitung und Implementierung

Konzept zur Verbreitung und Implementierung

Diese Leitlinie soll außer im Leitlinienregister der AWMF und auf der Homepage der GNPI auch in der einschlägigen pädiatrischen und ophthalmologischen Fachliteratur veröffentlicht werden.


Unterstützende Materialien für die Anwendung der Leitlinie

Die Leitlinie enthält 2 Dokumentationsbögen, die von den Anwendern genutzt werden können: einen Bogen zur Dokumentation der erhobenen Befunde sowie einen Bogen („ROP-Pass“) zur Dokumentation von operativen Maßnahmen am Augenhintergrund, der in das gelbe Vorsorgeheft eingelegt werden kann.


Diskussion möglicher organisatorischer und/oder finanzieller Barrieren gegenüber der Anwendung der Leitlinienempfehlungen

Barrieren und Widerstände gegen die in der Leitlinie empfohlenen Untersuchungen sind nicht zu erwarten.


Messgrößen für das Monitoring: Qualitätsziele, Qualitätsindikatoren

Das Retinopathie-Screening ist Teil der bundesweiten verpflichtenden Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Neonatologie. Die indikationsbezogene und zeitgerechte Durchführung des Retinopathie-Screenings und dessen Ergebnisse werden jährlich in jedem Perinatalzentrum erfasst und zentral ausgewertet und veröffentlicht (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, IQTIG).



Gültigkeitsdauer und Aktualisierungsverfahren

  • Erste Fassung (024–010.01): 06/1998

  • Erste Überarbeitung (024–010.02): 11/2007

  • Aktuelle Überarbeitung (024–010.03): 03/2020

  • Nächste Überprüfung geplant: 03/2025


* nach dem federführenden Autor in alphabetischer Reihenfolge




Publication History

Article published online:
15 January 2021

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